Arbeitsteilung ist die Bewegung des Denkens in der Welt

Jean Pierre Voyer

Marx selbst definierte die Arbeit als Ziel: "Eine Spinne verrichtet Operationen, die der eines Webers ähneln, und eine Biene beschämte durch den Bau ihrer Wachszellen so manchen menschlichen Baumeister. Was aber von vorneherein den schlechtesten Baumeister vor der besten Biene auszeichnet, ist, daß er die Zelle in seinem Kopf gebaut hat. bevor er sie in Wachs baut. Am Ende des Arbeitsprozesses kommtein Resultat heraus. das bei Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters, also schon ideal vorhanden war. (Wir machen darauf aufmerksam, daß er dies sagt, nicht wir). Nicht, daß er nur eine Formänderung des Natürlichen bewirkt, er verwirklicht im Natürlichen zugleich seinen Zweck, den er weiß, der die Art und Weise seines Tuns als Gesetz bestimmt und dem er seinen Willen unterordnen muß." (Kapital I,S.193,MEW). Man findet in den Notizbüchern von Marx eine Analyse des Austauschs, die die Bewegung der Idee in der Welt hervorhebt - in der Welt und nicht mehr nur in der Arbeit, im Ziel. "Wenn ich von dem produzierten Gut mehr produziere, als ich selbst direkt verbrauchen kann, ist meine Überproduktion berechnet im Hinblick auf deinen Bedarf, sie ist verfeinert. Ich produziere nur dem Anschein nach einen Überschuß dieses Gutes. In Wirklichkeit produziere ich ein anderes Gut, das Gut deiner Produktion, das ich gedenke, gegen diesen Überschuß auszutauschen, ein Austausch, den ich in Gedanken bereits vollzogen Habe." (MEGA I,t.III,S.44). Und einer anderen Übersetzung zufolge: "Wenn ich mehr Objekte produziere, als ich für meinen unmittelbaren Gebrauch verwenden kann,produziere ich diesen Überschuß wissentlich im Hinblick auf deinen Bedarf. Die Objekte, die ich überschüssig produziert habe, sind nur eine Erscheinung. Das, was ich wirklich produziert habe, ist ein anderes Objekt, das Objekt deiner Produktion, welches ich gegen diesen Überschuß austauschen möchte, und ich habe diesen Überschuß produziert, weil ich in meinem Geiste diesen Austausch bereits vollzogen hatte. Der soziale Bezug, in dem ich mit dir stehe, die Arbeit, die ich tue, um deinen Bedarf zu befriedigen, ist nur eine Erscheinung, und unsere gegenseitige Ergänzbarkeit ist ihrerseits auch nur eine Erscheinung, hinter der sich das fundamentale Faktum unserer wechselseitigen Ausbeutung verbirgt." (Wir unterstreichen)

Dieser Text hebt ganz klar die Bewegung des Denkens hervor, und zwar nicht nur in der Arbeit, sondern in den Arbeiten - ohne daß es gleich nötig wäre, von den utilitaristischen Voraussetzungen Marx' abzuschweifen (Bei ihm wird der Austausch als etwas gewertet, das nur in Verbindung mit Überfluß erscheint, wohingegen die Ethnographie uns zeigt,daß in den archaischen Gesellschaften nur das produziert wird, was ausgetauscht wird; wenn ich mit dir austausche, geschehe es nur in der schnöden egoistischen Absicht, meinen trivialen Bedarf zu befriedigen; der soziale Bezug, den ich mit dir habe,sei also lediglich Ausbeutung und gegenseitiger Betrug, und unsere gegenseitige Ergänzbarkeit sei eine bloße Erscheinung etc.). Im Gegenteil, auch wenn diese utilitaristischen Voraussetzungen gerechtfertigt wären, zeigt dieser Text trotzdem nicht minder, daß in diesem Fall der Mensch, um seinen "Bedarf zu befriedigen",der Bewegung des Denkens in der Welt nichtsdestoweniger Tribut zollt. Wir haben bereits mit Marx und Hegel bemerkt, daß die Arbeit die Verwirklichung des Denkens ist und daß es deshalb das Denken ist» das die Arbeit belebt. Aber hier belebt das Denken nicht nur die Arbeit, sondern mehrere Arbeiten; in dem Maße, wie das Denken effektiv belebt und nicht nur anscheinend, ist eine Arbeit der Gedanke eines Austausches, eines gedanklich bereits vollzogenen Austauschs, wie Marx selbst sagt.

Im Austausch sind die Objekte, die ich produziere, nur eine Erscheinung. Das, was ich eigentlich produziert habe, ist ein anderes Objekt, das Objekt deiner Produktion. UND WENN ICH DIESES ANDERE OBJEKT PRODUZIERT HABE,DANN DESHALB, WEIL ICH IN MEINEM GEIST BEREITS EINEN AUSTAUSCH VOLLZOGEN HABE. Also ist der wahre Erzeuger meiner Aktivität der Gedanke an diesen Austausch, und meine Aktivität ist die Bedingung dieses Austauschs, die Bedingung seiner Verwirklichung."Man könnte einwenden, daß es nur der Gedanke an ein anderes Ergebnis ist, der auf meine Arbeit wirkt, und nicht der Gedanke an den Austausch. Aber dem ist nicht so, denn der Gedanke an ein anderes Ergebnis kann nur insofern auf meine Arbeit einwirken, soweit ich weiß, daß der Gedanke an die Wechselseitigkeit auf jede der beiden Arbeiten einwirkt. Folglich ist beim Austausch der Gedanke, der sich in einer bestimmten Arbeit verwirklicht, nur scheinbar der Gedanke an dieses bestimmte Ergebnis oder auch an ein anderes Ergebnis, in Wirklichkeit ist es der Gedanke an einen Austausch. Anders gesagt, der Urheber des Produkts einer jeden bestimmten Arbeit ist weder diese bestimmte Arbeit,noch eine andere Arbeit, sondern der Gedanke an den Austausch, die Bewegung dieses Gedankens in den Arbeiten, die Totalität dieser beiden Arbeiten IN GEDANKLICHER FORM. Wenn die verschiedenen Arbeiten die Bedingung für die Verwirklichung des Austauschs sind, ist der Gedanke an den Austausch die Bedingung für die verschiedenen Arbeiten, und in der Entfremdung muß dieser Gedanke nicht nur jedem Austausch vorhergehen, sondern auch jedem Gedanken an einen bestimmten Austausch, wie man es übrigens für den Wert in unserer Welt feststellen kann (vgl. "Untersuchungen über die Natur und die Ursachen des Elends der Menschen"). Die Ethnographie stellt das Gleiche für die fossilen lebenden Gesellschaften fest. So ist der Gedanke an den Austausch das Element, in dem sich jede spezielle Arbeit bewegt.Hier haben wir ein perfekt hegelianisches Resultat: die Vermittlung ist auch Bedingung, und so kann die Bedingung ihre eigene Bedingung sein.

Im Austausch ist also das, was effektiv auf eine gegebene Arbeit einwirkt,durch den Gedanken an diesen Austausch zugleich auch eine andere Arbeit und somit ein anderes Ziel und folglich ein anderes gedankliches Ergebnis, der Gedanke an ein anderes Ergebnis - folglich genauso die Arbeit an einem anderen Gedanken wie der Gedanke an eine andere Arbeit.Wie man sieht, ist beim Austausch die Arbeit extrem BEWOHNT, inspiriert, ein alter Begriff, den Primitiven gut bekannt. Im Austausch hat die Arbeit jegliche Unabhängigkeit verloren, sie ist vollkommen vermittelt, und das Denken ist das Element dieser Vermittlung, wie es auch schon zwischen dem Anfang und dem Ergebnis vermittelnd war. Also ist das. was sich dort vollendet, wo sich jede Arbeit zu vollenden scheint,eine andere Arbeit, und jede Arbeit selbst ist eine Erscheinung. Also hat jede dieser Arbeiten, hier wie dort, selbst keine Wahrheit und Wirklichkeit, denn ihre Wahrheit und ihre Effektivität beruhen auf einer anderen Arbeit, die auch selbst nicht mehr Wahrheit und Wirklichkeit hat aus den gleichen Gründen. Beim Austausch im Speziellen .und in einer wirklichen Gesellschaft haben also die verschiedenen Arbeiten überhaupt kein Merkmal von Wirklichkeit und Wahrheit und sind in diesem Sinne nichts als ERSCHEINUNGEN.Die Wahrheit und die Effektivität, die diese Arbeiten besitzen, besitzen sie nur durch ihre Vermittlung und in ihrer Vermittlung. Heil Hegel! Nur der Übergang klappt nicht. Nochmal Heil Hegel! Das, was es an Wirklichem in der Arbeit - isoliert betrachtet - gibt, ist die Gesellschaft,ist die Aktivität der Gesellschaft IN DIESER ARBEIT. Und wohlgemerkt muß es eine Gesellschaft wie die "unsrige" sein, damit ein solcher Gedanke, eine Arbeit ISOLIERT zu betrachten,das Licht erblicken kann; in eben einer Gesellschaft, die total, und zwar kein bißchen in Gedanken, aber in der Welt jede Arbeit und die Totalität der Arbeiten voneinander getrennt hat.

Die Vermittlung der Arbeit durch den Gedanken an den Austausch (die Arbeiten werden zu der AKTIVITÄT dieses Gedankens)ist eine Bewegung des Denkens in den Arbeiten, denn dieser Gedanke an den Austausch existiert nicht als der Gedanke an einen Superorganismus»der die verschiedenen Arbeiten als deren verschiedene Funktionen umfaßt (das ist die Behauptung des Staates), sondern als vorherexistierender Gedanke, die Arbeit aufzuteilen, also als Kommunikation. Diese Bewegung nennen wir im Andenken an Hegel "GEIST" und zwar mit den Beschränkungen, die wir früher formuliert haben. Beim Austausch ist, durch die Vermittlung des Gedankens an den Austausch, jede Arbeit nicht mehr bloß Verwirklichung des Gedankens an ein Ergebnis, außer scheinbar, sondern die Verwirklichung des Gedankens an ein anderes Ergebnis und die Verwirklichung des Ergebnisses eines anderen Gedankens: sie ist GETEILT. Beim Austausch wird jeder Gedanke an ein anderes Ergebnis durch eine andere Arbeit in dem Maße verwirklicht,wie der Gedanke die Verwirklichung des Ergebnisses einen anderen Gedanken BEWOHNT. Im Austausch ist die Verwirklichung einer Idee auch Verwirklichung einer anderen Idee, jede Arbeit ist sie selbst und anders als sie selbst, sie ist geteilt, geteilt gemäß dem Prozeß, den Hegel ins Auge faßte, und nicht gemäß einem hierarchischen, staatlichen,patronalen und gewerkschaftlichen Prozeß, wie er den Idioten einzig begreiflich ist.Beim Austausch ist der wahre Erzeuger des Produkts jeder Arbeit weder jede einzelne Arbeit, noch die andere Arbeit,sondern die Totalität der Arbeiten; so ist das, was handelt, also auch weder der Gedanke an ein bestimmtes Ergebnis, noch der Gedanke an ein anderes Ergebnis, noch das Ergebnis eines anderen Gedankens, sondern der Gedanke an den Austausch, der der Arbeiten Totalität ist.Jede Arbeit wirkt nicht,nur durch die Vermittlung des Austauschgedankens auf die andere Arbeit ein, sondern in dem Maße, wie die andere umgekehrt auf die erstere wirkt, auch reflexiv auf sich selbst durch die Vermittlung ihrer Tätigkeit in der anderen Arbeit. Die Bewegung des Denkens in den Arbeiten konstituiert die Arbeiten in der Totalität der Arbeiten, wo also nicht nur die andere Arbeit, sondern die Totalität der Arbeiten auf jede der beiden Arbeiten einwirkt. Anders gesagt, diese Totalität ist eine echte Totalität (sie ist Subjekt, sie wirkt, und nur sie wirkt WIRKLICH) und nicht nur Totalität für ein anderes, Totalität für einen Beobachter, Tatsache ist, daß alle ihre Teile präsent sind und in jedem einzelnen von ihnen wirken. Durch diese Vermittlung der Arbeiten hängt jede Arbeit für ihre Aufrechterhaltung nicht von sich selbst ab, sondern von der Vermittlung, von der Totalität der Arbeiten. Die Vermittlung entscheidet darüber, wer zu leben und zu sterben hat.Die Bewegung des Denkens in den Arbeiten ist also durch die Beziehung der Totalität zu sich selbst in jedem ihrer Teile - ihre Reflektion. Somit kann die Totalität sie selbst sein, ohne deswegen eine Person zu sein. Die Beziehung der Totalität zu sich selbst in jedem ihrer Teile ist nicht Bewußtsein, sondern unerbittliches URTEIL, das darüber entscheidet, wer zu leben und zu sterben hat. Um unseren Begriff von der Arbeitsteilung als Kommunikation zu verstehen, darf man nicht aus den Augen verlieren.daß wir unter "Arbeit" nicht die passive Aktivität verstehen, auf die der Arbeiter heute reduziert wird, oder den Sklaven auf einer Scholle, sondern die Aktivität des Tieres, insoweit sie kompletter Zyklus der Energieverschwendung ist, Abnutzung der nötigen Energie für die Erhaltung des Organismus': jagen, weiden,verdauen, ausscheiden, schlafen etc. Auch verstehen wir unter ARBEITSTEILUNG nicht diese Teilung im gewerkschaftlichen und patronalen Sinne, d.h. die Teilung der Sklavenaufgaben in den Unternehmen oder die Verteilung der Aufgaben auf Unternehmen und Staat, sondern die Teilung des kompletten Zyklus' der Aneignung und der Verschwendung. Ist es nötig, an das zu erinnern, was die S.I.(Situationistische Internationale) sagte: DIE MUSSE ARBEITET ? Die sogenannte Muße ist integraler Bestandteil des totalen Zyklusses der Erhaltung des Organismus und somit integraler Bestandteil der inneren, unendlichen Teilung dieses Zyklusses. Für den Menschen ist im Gegensatz zum Tier dieser Zyklus bis ins Unendliche geteilt, denn seine Verwirklichung setzt eine bis ins Unendliche geteilte WELT voraus. Auch Marx gebrauchte in den "Grundrissen" eine Beweisführung, die darin bestand.die Gesellschaft als ein einziges Individuum zu betrachten, um zu bemerken, daß aus diesem Blickwinkel alles gleich nützlich ist und nichts als überprodukt angesehen werden kann; daß alles,was produziert wird, auch zerstört wird, und daß in der modernen Gesellschaft die Tatsache, daß nicht alles zerstört werden kann,ein bürgerliches Drama sei. In diesem Sinne ist die bürgerliche Gesellschaft ganz und-gar potlatchig.Von diesem Standpunkt aus, die Gesamtheit der Gesellschaft als einen einzigen Organismus zu betrachten, sieht man, daß dieser potlatchige Zyklus bis ins Unendliche geteilt ist,und daß diese Teilung unendlich, da intern ist. Beim Austausch ist die sogenannte "Produktion" im engeren Sinne des Arbeitsprozesses sowie auch im weiteren Sinne der Totalität der Arbeiten und der Arbeitsprodukte nur eine Erscheinung, die überhaupt nichts*außer Verwirrung unter ihren Opfern produziert. Diese sogenannte Produktion ist tatsächlich ein Kommunikationsprozeß. Jede Arbeit ist nur scheinbar eine unmittelbare Arbeit, eine Produktion, in Wirklichkeit aber ist sie Aktivität der Bewegung des Denkens in der Totalität der Arbeiten; und die Totalität der Arbeiten ist nur scheinbar eine träge Aneinanderreihung von Arbeiten und "Produktion", in Wirklichkeit aber Vermittlung der Arbeiten durch die Bewegung des Denkens. Die gleiche Bemerkung gilt für die sogenannte "Konsumption". Nur die Vermittlung der Arbeiten, nur die Bewegung des Denkens in der Totalität der Arbeiten produziert und zerstört das, was produziert und was zerstört wird (um mit der Unmittelbarkeit der tierischen Arbeit zu beginnen) und nicht die "Produktion" und die "Konsumption". Produktion und Konsumption sind nicht Sichtweisen des Geistes, sondern Sichtweisen der gewinnsüchtigen Ignoranz. Das sogenannte System von Arbeit und Bedürfnis ist in Wirklichkeit ein Denksystem.Heil Hegel! Wir stellen uns offensichtlich gegen die utilitaristischen Voraussetzungen Marx', die die möglichen Schlüsse seiner Analyse unkenntlich machen.Für uns ist die einzige Sache, die da dran KEINE ERSCHEINUNG ist genau unser "sozialer Bezug", "unsere gegenseitige Ergänzbarkeit" ,die selbst DIE WIRKLICHKEIT sind,die Sache nämlich. die in dieser Angelegenheit zum Besten oder zum Schlechtesten wirkt, (es ist diese Wechselseitigkeit, die darüber entscheidet, wer zu leben und zu sterben hat). Umgekehrt ist die "gegenseitige Ausbeutung" eine bloße Erscheinung in Marx' utilitaristischem Denken, übrigens, da, wo sie existiert,ist die Ausbeutung sehr wenig reziprok; wie die Geschichte der Entfremdung zeigt, sind es nur einige, die alle anderen ausbeuten,und die sich - bis auf einige gewalttätige Ausnahmen -davor hüten, sich untereinander auszubeuten. Nun muß man die Natur und den Gegenstand dieser Ausbeutung diskutieren, wie wir es an anderer Stelle begonnen haben.

Gemäß den utilitaristischen Ansichten Marx' ist die Tatsache der Vermittlung der Arbeiten im Austausch nur dazu bestimmt, meine egoistischen Bedürfnisse zu befriedigen, so, wie ich sie befriedigen würde, wenn ich allein auf einer einsamen Insel wäre. Allerbestens würde diese Tatsache einen Fortschritt darstellen, der mir besser gestattet, meine egoistische Gefräßigkeit zu befriedigen. Unserer Meinung nach sind im Gegenteil das wahre Ziel und die wahre Operation nicht mehr die Befriedigung eines Bedürfnisses, das ja nur ein anscheinendes Ziel ist,kein wesentliches, sondern die Operation der Kommunikation selbst, die unendliche Vermittlung der Bedürfnisse und ihrer Aufhebung. Beim Austausch ist die Unmittelbarkeit der Aufhebung der Bedürfnisse selbst aufgehoben, denn sie wird nicht mehr durch die unmittelbare Arbeit bewirkt,sondern durch die Vermittlung der Arbeiten, durch die Vermittlung der Aufhebung der Bedürfnisse. Marx zufolge hat die Vermittlung der Aufhebung der Bedürfnisse die Aufhebung der Bedürfnisse zum Ziel! wir behaupten gegen Marx und alle Utilitaristen, daß im Gegenteil die Vermittlung von Arbeiten die Vermittlung von Arbeiten zum Ziel hat. In dem Maße, wie die Vermittlung von Arbeiten durch die Bewegung des Denkens in den Arbeiten kein Individuum, keine Person ist, ist sie selbst kein ZIEL, sie kann ZIEL nur in jeder der Vermittelten Arbeiten sein. Wir behaupten daher, daß in jedem Individuum die anscheinende Umabhängigkeit' der Aufhebung der Bedürfnisse die unendliche Vermittlung dieser Aufhebung zum wirklichen Ziel hat. Darum ist die Ware schön und darum ist Ihre Tochter nicht stumm. 'Das Schöne, was die Ware ausmacht, ist nicht die Vermittlung selbst, sondern die UNENDLICHKEIT dieser Vermittlung. Mit der Ware kennt dieser Durst nach unendlicher Vermittlung keine Grenzen mehr und verschont niemanden, noch nicht mal die Ärmsten, die sich keine Reise nach Bayreuth leisten können. Und die Ware weiß diesen Durst mit einem abgenutzten Kunstgriff anzustacheln, immer darüber wachend, daß er nie gestillt werde, irgendwie ganz wie die Musik von Wagner. Darum ist die Discomusik schön: nicht weil sie Musik ist, sondern , weil sie Ware ist. Discomusik ist weder schöner noch revolutionärer als irgendeine andere wäre, d.h. sie mißfällt trotzdem dem jämmerlichen alten Arschloch (Oh, wie schön war die Musik zu Wagners Zeiten! Oh, wie schön war die Revolution zur Zeit Durruttis), diesem Autor des bei Maspero erschienenen Buches "Erinnerungen an Wagner". Das, was an der Discomusik schön ist, ist nicht die Musik, es ist die Ware. Darin liegt ihre unendliche Überlegenheit über die Musik Wagners. Diese Ware ist, wie die Musik von Wagner, ein Werk einer Welt. Aber sie bedarf -auch wie die Musik von Wagner - noch nicht mal der Vermittlung eines Individuums, um zu existieren, denn die, die sie produzieren, sind nur Possenreißer.Discomusik ist unmittelbar das Werk einer Welt. Die gleichen Leute, die sich zum Klang der Discomusik abrackern, beuten New York bei jedem Stromausfall aus oder zünden in Lyon Autos an oder sonstwo, auch ohne daß ein Stromausfall dazu nötig ist. F.Pagnon ist noch inkompetenter als Marx und Engels, was die moderne Kunst angeht, denn er weiß noch nicht mal, daß das moderne Kunstwerk selbst Ware ist.Marx ahnte wenigstens etwas. Aber in der Akademie Champs Libre geht man blind drauf los.

Nach Marx ist die Kommunikation, die immer verschwiegen wird, als ob die Dinge von selbst geschähen, das Instrument des Tiers und das Tier ist Subjekt. Uns zufolge ist die Kommunikation das Subjekt, und man kann noch nicht mal sagen,daß das Tier ihr Instrument sei, oder auch, wie wir in unserem "Bericht über den Zustand der Illusionen" schrieben,daß die Arbeit die Materie der Kommunikation sei, denn genau die Kommunikation ist die Aufhebung des Tieres, die Aufhebung der Arbeit, diese wird selbst die Aktivität der Kommunikation zum Besten und zum Schlechtesten (für die Armen ist es zum Schlechtesten). In der Kommunikation ist der Gegensatz Mensch-Tier aufgehoben und macht einem anderen Platz, dem Gegensatz von Mensch und Nicht-Mensch, von Mensch und verneintem Mensch, von Reich und Arm, aber nicht von Mensch und Tier.Das Tier hört auf, ein Tier zu sein und wird zum Menschen, wenn es nicht mehr nur seiner Sättigung folgt, sondern der unendlichen Vermittlung dieser Sättigung. Nach Marx ist die Vermittlung das Mittel und die Sättigung das Ziel. Uns zufolge ist die Sättigung das Mittel und die unendliche Vermittlung das Ziel.Die unendliche Vermittlung der Sättigung durch die Kommunikation ist Grundlage des Universums - so wie es die Physiker der Kopenhagener Schule umrissen.

Für Marx genau wie 100 Jahre nach seinem Tod für die stalinistisch-situationistischen Idioten von Champ Libre (vgl. Erinnerungen an Wagner, S.73) ist "die Reproduktion der Mittel zum unmittelbaren überleben die Grundlage der Gesellschaft-! (Welches unmittelbare überleben? Geht Pagnon selbst nach Kuba, in dem Kanu, das er selbst aus einem Baum geschlagen hat, den er selbst gefällt hat, um Zuckerrohr zu schlagen und zu pressen, das er selbst gepflanzt hat, wird er seinen Zucker selbst raffinieren und dann in seinem kleinen Kanu zurückkehren, um seinen Kaffee damit zu süßen - wir nehmen an, daß das unmittelbare überleben Pagnons- nicht dahin reicht, auf Kaffee zu verzichten - Kaffee, dem er selbst geröstet hat, den er gegangen ist, in Brasilien zu pflücken,und zu trocknen auf dem selbst bepflanzten Feld. Trinkt Pagnon seinen Kaffee aus Porzellan aus Sachsen oder Limoges? Und wenn das alles so wäre, woher nimmt Pagnon dann dieses wissen und dieses enzyklopädistische know-how? In der Passage über die Ästhetik, wo Hegel den Tisch eines Winzers mit dem eines Kleinbürgers vergleicht,weist er darauf hin, daß eine Welt zwischen uns und unserer Tasse Kaffee besteht. Darum trinken wir Kaffee und rauchen Zigarren.Die strengen Weisen von Palo Alto haben nach 40 Jahren Forschungen entdeckt, daß das Anzünden einer Zigarette der Nachbarin Kommunizieren ist. Es besteht kein Zweifel darüber, daß sie nach weiteren 40 Jahren Forschung auch entdecken werden, daß das Anzünden der eigenen Zigarette auch Kommunikation ist.)Uns zufolge ist die Vermittlung dieser Mittel die Grundlage der Gesellschaft, besser, die Gesellschaft ist nichts anderes als diese unendliche Vermittlung selbst. Man weiß seit Malinowski, daß man über das WIRKLICHE Ziel von Kanufahrten auf offenem Meer urteilen muß. Wie Hegel es will, wird die tierische Arbeit menschlich,weil sie vermittelt wird und weil sie durch nichts Geringeres als eine Welt vermittelt wird, d.h. durch eine Totalität identisch vermittelter Arbeiten.Beim Mensch wird das Tier verneint, seine Unmittelbarkeit wird in einer höheren Aktivität aufgehoben, nämlich der Kommunikation, der unendlichen Selbst-Teilung der Welt.Beim Menschen setzt die Befriedigung der Kleinsten seiner Bedürfnisse eine Welt voraus, und die Unabhängigkeit dieses bestimmten Bedürfnisses ist nur eine Erscheinung.Beim Menschen ist das wirkliche Ziel nicht die Befriedigung der GERINGSTEN seiner Bedürfnisse, sondern schon im Geringsten seiner Bedürfnisse vermittelt die WELT dieses Bedürfnis. Die totale und globale Kommunikation vermittelt dieses Bedürfnis, dessen Existenz wie dessen Befriedigung.Es ist nicht nur die VERFEINERTE "Produktion", sondern das Bedürfnis selbst, das somit aufhörte vorgeben zu können, nur egoistisch zu sein.In ihm wirkt eine Welt. Es ist Produkt einer Welt. Es bedarf einer Welt. Wie Marx bereits feststellt, muß der Mensch in der Entfremdung dafür bezahlen, einen Schweinestall zu bewohnen.So abgegriffen ein menschliches Bedürfnis auch sein mag, es setzt nichtsdestoweniger die Vermittlung einer Welt voraus. Das menschliche Wildschwein muß nicht nur seinen Stall bezahlen, es ist auch offensichtlich, daß es die Welt ist, die es eher in einen Stall als in einen Palast drängt. Der dreckige materialistische Realismus behauptet, daß der Mensch nur zum Menschen wird, wenn er zwischen Begierde und Erfüllung einen Schirm, die Vermittlung der Arbeit schaltet. Aber welches Tier macht das nicht? Für uns gilt im Gegenteil, der Mensch wird nur zum Menschen, indem er zwischen die Begierde und die Befriedigung die Vermittlung der Arbeitsteilung schaltet, indem er in die Arbeit selbst,also sowohl in die Begierde als auch in die Befriedigung, die Vermittlung einer Welt einschiebt. - was ganz und gar nicht das Gleiche ist.Eine Tatsache, die Marx nicht entgangen ist,der davon regelmäßig, aber gleichzeitig unter dem Blickwinkel des materialistischen Realismus spricht.Vor allem aber hat er nichts daraus zu machen gewußt.

Wer diese Bewegung in den Arbeiten beherrscht, beherrscht die Welt. Somit ist das wirkliche Ziel jedes Menschen, der sich SCHEINBAR für eine bestimmte Arbeit engagiert, nicht diese Arbeit oder das Ergebnis einer anderen Arbeit, die für Bedürfnisbefriedigung gehalten wird, sondern das, was real, wahr und wirksam in allen Arbeiten ist: ihre Vermittlung, wie Marx selber feststellt: "Mit dem Geld kennt der Arbeitseifer keine Grenzen mehr." Offensichtlich nicht aus Liebe zur Arbeit, sondern aus Liebe zum Geld.Der Reichtum, das Mana, das, was früher oder später jeden Menschen verfolgt, ist diese Bewegung der Selbst-Vermittlung der Welt, Bewegung der Selbst-Vertiefung, der Selbst-Schöpfung. Das Gewerkschafts- und Sozialistengesindel will uns mit dem überschwenglichen Ordnungswort "Selbstverwaltung" schmeicheln, als ob Reichtum jemals darin bestanden hätte, irgendwen oder irgendwas zu verwalten. Die Geschichte zeigt im Gegenteil, daß die Bourgeoisie keine andere Sorge gehabt hat, -getrieben und gedrängt durch die Ware -, als die Welt permanent zu revolutionieren, und bis heute stellt sich einzig die Frage : wer wird diese Welt revolutionieren, sie oder die Armen? Nur die verbeamteten Diener der Herren der Welt führen, was es zu führen gibt. Und genau deshalb sind sie die Armen. Gemäß Hegel schließen wir daraus, daß es in unserer Erfahrung nichts gibt, das nicht durch die Bewegung des Denkens in den Arbeiten der Welt, durch die Kommunikation gesetzt und bestimmt wird. Was allerdings nicht daran hindert, daß, in der Welt der Entfremdung, diese Bewegung des Denkens in der Welt äußerlich bleibt und gegen jedes Denken rebelliert. Noch heute weiß man nichts über diese Bewegung des Denkens in der Welt.Man beschränkt sich darauf, sie zu ertragen oder zu versuchen, sie zu seinem Vorteil zu verdrehen, was die Ursache der verschiedenen sozialen rackets ist.Überdies ist es nicht exakt, zu sagen, daß niemand die Bewegung des Denkens in der Welt kennt. Im Gegenteil kann sie jeder sehr leicht feststellen und muß sich sogar über sie im Klaren sein, ganz einfach durch seine Lebensweise. Die Wahrheit ist, daß niemand etwas über sie sagen kann, und ganz offensichtlich schon mal gar nicht diejenigen, die dafür bezahlt werden, zu reden,oder aber,wenn sie davon sprechen,dann,um zu versuchen, die bedrohliche Klarheit davon zu verschleiern. Die Aufgabe des Denkens ist es, die Bewegung des Denkens in der Welt zu begreifen, im Wissen, daß nur diese Bewegung qualifiziert ist, sich zu begreifen, denn sie ist es, die alles begreift. Indessen ist es das Geringste für das Denken, die Bewegung des Denkens in der Welt herauszufinden, überdies kann die Anstrengungdes bestimmten Denkens nur einen Sinn haben, wenn die Welt Bewegung des Denkens in dem, was existiert, ist. Nur, wenn die Welt durch ihre Verwandschaft mit dem bestimmten Denken die gedankliche Form herausfindet, kann diese die Bewegung des Denkens in der Welt herausfinden.

Ein interessanter Versuch, gegen die materialistischen Behauptungen das Ziel und die Bewegung des Ziels in der Welt klarzustellen, ist J.P.Satres "Kritik der dialektischen Vernunft".Man kann sich fragen, wie so ein beständiger Idiot (vgl I.S.Nr. 7-12), Diener und Verteidiger der Bürokraten und der Polizei Rußlands, Polens»Kubas»Algeriens. Chinas und einiger anderer Länder ein solches Buch hat schreiben können (man sah den Unglücklichen auf seinen letzten Tagen sich sogar mit den kleinen maoistischen Arschlöchern treffen), wie ein Mann, der alles den Stalinisten zugestand, wesentliches dem Materialismus verweigern konnte, überdies stellt er die materialistischen Postulate nicht in Frage, um mit dem von der ursprünglichen Knappheit zu beginnen, und versucht ihnen Rechnung zu tragen, wie er immer den Stalinisten Rechnung trug. Andere sind genauso schwachköpfig wie Satre, aber man kann an ihnen kein anderes Talent erkennen.Dies ist also kein Grund, nicht auf dieses Buch zu reagieren, da es namentlich die Frage behandelt, die uns interessiert. Die Literatur, die sich mit dieser Frage beschäftigt, ist nicht so reichhaltig vorhanden, daß man sich zieren und das Buch eines Schwachkopfs verschmähen könnte. In ihrem Bestreben, den Materialismus zu verteidigen,klagen die Analysen Satres diesen an, genauso sicher, wie die Bemerkungen Malinowskis, in ihrem Bestreben, den Funktionalismus zu verteidigen, ihn anklagen, und genauso, wie wir weiter unten sehen, wie der Positivismus, der strenge physische Positivismus den sozialen Positivismus Auguste Comtes anklagt. Der Versuch Satres krankt in der gleichen Weise wie der Marxsche:für Satre wie für Marx waren die anderen die Hölle.Wenn ich kooperiere, wenn wir eine Wechselseitigkeit exerzieren, sei sie positiv wie im Austausch oder negativ wie im Krieg, es dient immer dem einzigen Ziel, unsere egoistischen Bedürfnisse zu befriedigen, die durch die Knappheit verstärkt worden sind.All dies riecht nach 19. Jahrhundert, nach seiner bürgerlichen revidierten stalinistischen Propaganda. Das Spektakel zeigt im Gegenteil, daß die anderen immer das Paradies sind, und wenn die anderen uns manchmal als Hölle präsentiert werden, handelt es sich immer um andere, die günstigerweise weit weg sind, wie die Polen oder die armen kleinen Chinesen,die nicht satt zu essen haben.Laut Spektakel ist die Hölle immer woanders und nie hier. 

Entnommen dem Buch "Revue de Prehistoire Contemporaine l", Mai '82, des Institut de Prehistoire Contemporaine, Boite Postale 20-05,75221 Paris Cedex 05

Übersetzung: Kügeler/Siebert..Herausgegeben vom Rheinischen Hilfsverlsg, Hauptstr. 162,509 Leverkusen l

Vom gleichen Autor auf deutsch: "Reich.Gebrauchsanleitung." "Untersuchung über die Natur und die Ursachen des Elends der Menschen",Edition Nautilus.

"Einführung in die Wissenschaft der Publizität", Rheinischer Hilfsverlag.

 

 

M. Ripley s'amuse